News rund um
das Thema "Mitarbeiter"

Stellenanzeigen als Indikator für die Qualität von Bewerbungen

Bei uns bewerben sich nur „Luschen“, beklagte sich der Chef eines kleinen mittelständischen Unternehmens bei mir. Leute, die keine klare Vorstellung haben von dem was Sie eigentlich wollen und was sie bei uns erreichen können. Er hatte eine Ahnung, woran es eventuell liegen könnte und bat mich einen professionellen Blick auf Text und Aussehen der Stellenanzeigen zu werfen.

Schon beim Ansehen mehrerer Stellenanzeigen der Firma wurde deutlich, warum sie keine engagierten Bewerber brachten. Die Aussagen über das Unternehmen, das kein Hidden-Champion ist, waren lieblos zusammmengestellt. Die erklärungsbedürftige Produktpalette wurde kaum erläutert, ein potentieller Bewerber bleibt hier eher im Dunkeln. Abgedroschene Phrasen wie:

„Interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit in einer teamorientierten sowie freundlichen Arbeitsatmosphäre.“

„Eigenständiges Arbeiten in einem sehr qualifizierten, äußerst motivierten Team.“

„Leistungsgerechte Bezahlung nach mit den üblichen Leistungen und Vergünstigungen.“

„Einen sehr sicheren Arbeitsplatz in einem erfolgreichen Unternehmen.“
„Bei uns wird ganz moderne Technik eingesetzt.“ und „Wir bieten allerbeste Perspektiven in einem spannenden Arbeitsumfeld.“

schrecken engagierte Bewerber eher ab und führen zu Mehrarbeit in der Personalabteilung, da es viele Nachfragen gibt. Die Anzeigen lassen an der Kompetenz des Unternehmens zweifeln. Es kommt jedoch noch schlimmer: In den Stellenanzeigen finden sich zahlreiche Rechtschreibfehler. Auf meine Frage, ob denn niemand Korrektur lese, ernte ich einen fragenden Blick des Unternehmers. Naja, es gebe nur zwei Personaler. Ein Kollege sei schon länger erkrankt, die verbleibende Kollegin habe daher einen riesigen Aufgabenbereich und stehe ständig unter Druck…

Egal um welche Position es sich handelt, bei der Rubrik Anforderungen liest sich fast alles gleich. Gekrönt wird das Ganze noch von der Tatsache, dass sich die Anzeigen, da ja keine „guten“ Bewerber kommen, alle paar Wochen turnusmäßig in den gleichen Stellenbörsen finden. Das signalisiert jedem Bewerber: Bei diesem Arbeitgeber stimmt etwas nicht, er sucht dauernd die gleichen Positionen.

Das Aussehen der Stellenanzeigen hat keinerlei Anziehungskraft auf den Betrachter: Es zeigt die Einfahrt zum Unternehmen und am Ende des Bildes dann das Firmengebäude. Lediglich die Farben des Logos geben einen kleinen Hauch von Frische.

Kein Wunder, dass solche Stellenanzeigen nicht den gewünschten Effekt bei Bewerbern haben. So sah das auch mein Auftraggeber. Daraufhin entwickelten wir zusammen mit der Personalerin effektivere Stellenanzeigen. Zunächst schreibt sie nun für jede vakante Stelle eine Stellenanforderung, aus der für sie klar hervorgeht um welche Stelle mit welchem Anforderungsprofil es sich handelt und wie die Arbeitsabläufe für die jeweilige Position aussehen. Das alles fließt ohne Rechtschreibfehler in die Stellenanzeigen ein. Jede Stellenanzeige wird korrekturgelesen bevor sie online geschaltet wird. Die Zeit der Textblöcke mit altbackenen, unglaubwürdigen Phrasen ist vorbei. Ein informativ geschriebener Eingangstext erläutert am Anfang wofür das Unternehmen steht und was es fertigt. Auf einem dazu passenden und ansprechenden Bild sieht man Firmenmitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen. Es sind richtige Menschen, keine gekauften Fotos von Bildagenturen. Falls auf eine Anzeige keine gute Response kommt, wird sie textmäßig nochmal komplett überarbeitet, bevor sie, nach entsprechender Wartezeit, online gestellt wird.

Bei unserem nächsten Treffen, ein paar Wochen später, zeigte mir der Firmenchef mehrere ansprechende Bewerberprofile, die er auf die überarbeiteten Stellenanzeigen bekommen hat. Die Gesprächstermine sind schon ausgemacht, er freut sich auf das Kennenlernen der Bewerber.

„Sehr positives Auftreten. Viele praktische Übungen und Hintergrundwissen.“

Trainings-Teilnehmer